Philosophie
„[…] Sie sind, als Sie einfach nicht höher hinauskommen konnten, aus dem Opernhaus herausgegangen. In den riesigen Konzerthallen, die Stadien, die Arenen, ins Fernsehen.
Pavarotti: Darauf bin ich auch sehr stolz.
Sie sind deswegen aber auch heftig kritisiert worden. Es gibt Kritiker, die geschrieben haben, dass Sie kein ernsthafter Musiker mehr seien, sondern ein Entertainer. Ein Show-Star. Ärgert Sie das?
Pavarotti: Wer nicht erkennt und nicht akzeptiert, dass ein Sänger ein Entertainer ist, muss blind und taub sein. Sollen wir denn nur für die Kenner oder die vermeintlichen Kenner singen? Für diejenigen, die Kultur besitzen und einen Smoking tragen? Ist die Musik denn reserviert nur für…
Aber nein, das ist damit nicht gemeint. Diese Kritiker sind der Ansicht, dass die Musik durch solche Konzerte verändert wird. Dass sie Schlager wird.
Pavarotti: Wie? Singen Placido oder ich schlechter, weil wir vor zehn- oder zwanzigtausend Menschen singen? […]“*
Luciano Pavarottis Sätze beinhalten, dass auch klassische Musik und Oper zu den Menschen gehen müssen und zu ihrem Publikum. Klassische Musik büßt deshalb nichts von ihrer Ernsthaftigkeit, von ihrem Anliegen, Gefühle auszudrücken, die Seele der Menschen anzusprechen ein.
Ob nun klassische Musik in Konzertsälen oder Open Air stattfindet, so ist das letztlich nur ein gradueller Unterschied. Letztlich geht es darum, welche Kunst wird auf der Opern- oder auf der Open Air Bühne vermittelt? Wie gut sind die Künstler, die diese Kunst darstellen? Diese Philosophie ist unsere Bandbreite seit 2003 mit Aufführungen wie „Herr der Ringe“, konzertanten Aufführungen wie „NORMA“ sowie szenischen Aufführungen „Die Zauberflöte“ in der Waldbühne und Open Air Aufführungen mit Anna Netrebko oder Lang Lang.
Klassische Musik darf sich nicht länger begnügen, allein in Konzertsälen und Opernhäusern stattzufinden. Klassische Musik und die jeweiligen Kulturinstitute müssen sich öffnen, sie müssen sich sozial engagieren und sie müssen sich den Problemen der heutigen Welt öffnen. Wo immer und in welcher Form auch immer Publikum mit klassischer Musik konfrontiert und beschäftigt wird, ist dies positiv.
Wir freuen uns nach einem erfolgreichen Beginn unserer Tätigkeit seit 2003 auf eine weiterhin erfolgreiche Zukunft.
* Aus: Programmheft „In concerto“ Pavarotti, Berlin, 22.04.1993, Deutschlandhalle